ERC-Consolidator - Menschen am Jaffator in Jerusalem um 1915
Menschen am Jaffator in Jerusalem um 1915

Soziale Strategien in der östlichen Mittelmeerregion im Zeitalter der Imperien

Das Projekt untersucht soziale und kulturelle Dynamiken in der Region Palästina zwischen 1880 und 1920. Dabei werden weitgehend unerschlossene Daten ausgewertet.

Die vier Jahrzehnte zwischen 1880 und 1920 waren im östlichen Mittelmeerraum geprägt von europäischem Imperialismus, osmanischem Statebuilding und Globalisierung. Sie waren ebenso eine Epoche tiefgreifender sozialer Differenzierung, angetrieben unter anderem von menschlicher Mobilität und Migration in bislang ungekanntem Ausmaß. In dieser Epoche liegen daher die Wurzeln zahlreicher sozialer Formationen, die oft bis in die Gegenwart hinein relevant sind, wie zum Beispiel spezifische Siedlungsformen oder ethnisch-religiöse Gemeinschaften.

Das Forschungsprojekt „Late Ottoman Palestinians“ (LOOP) untersucht diese Prozesse auf der Basis bisher weitgehend unerschlossener osmanischer Zensusdaten zur Region Palästina. In Kombination mit weiteren Quellen eröffnet der Zensus Einblicke in von der Forschung bislang vernachlässigte soziale Kategorien sowie Räume und Orte. Dazu gehören Frauen, Kinder oder Handwerker ebenso wie ländliche Marktzentren oder städtische informelle Siedlungen.

Die zentrale Forschungsfrage ist, welche Handlungsstrategien die Einwohner Palästinas – über Kategorien wie Gender, Sprache oder Religion hinweg – verfolgten, um Herausforderungen auf individueller oder kollektiver Ebene zu bewältigen. Wie reagierten sie zum Beispiel auf ökonomischen Stress, inwiefern praktizierten sie Geburtenkontrolle und wie versuchten Migranten in einem neuen Umfeld Fuß zu fassen?

Das Hauptziel des Projektes ist es, empirisch basierte Modelle zu entwickeln, mit denen sich soziale Strategien innerhalb der Region und darüber hinaus vergleichen lassen. Teilprojekte zur Entstehungsgeschichte des Zensus sowie zu quantitativ-statistischen Analysen eröffnen zusätzliche Perspektiven.

Das Projekt startet 2022. Es wird mit 2 Millionen Euro gefördert.

Der Preisträger

Prof. Dr. Johann Büssow ist Inhaber der Professur für Orientalistik an der Ruhr-Universität Bochum.

Preisträger

Bildliche beispielhafte Darstellung eines Dokuments.
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