ERC Grant Monokultur
Getreidefeld

Wieso gibt es eigentlich immer noch Monokulturen?

Dem Thema begegnen wir regelmäßig – jedes Mal, wenn wir einen Supermarkt betreten.

Die Vielfalt in den Regalen eines Supermarkts ist immer wieder überwältigend. Aber wenn wir die Warenkette bis zur agrarischen Urproduktion zurückverfolgen, sieht diese Vielfalt anders aus. Von der Milch bis zum Schweineschnitzel, vom Mehl für unser tägliches Brot bis zur Obsttheke – am Ende steht meistens ein eng spezialisierter Produzent. Aber warum ist das so? Das ist die Frage, die den Historiker Prof. Dr. Frank Uekötter und sein Team umtreibt.

Die Probleme von Monokulturen sind bestens bekannt. Sie sind ökologische Krisenherde erster Güte, auch weil sie ihre biologischen Feinde quasi selbst heranzüchten. Seit der Corona-Pandemie gehört es zum Allgemeinwissen, wie schnell Krankheitserreger überspringen, wenn sich viele Mitglieder einer Art auf engstem Raum ballen. Auch ökonomisch sind spezialisierte Betriebe prekär, weil fluktuierende Preise für Agrarprodukte rasch existenzbedrohend werden, wenn es kein zweites Standbein gibt. Und wie sich Monokulturen politisch auswirken, ahnt jeder, der mal von sogenannten Bananenrepubliken gehört hat. Mit Vielfalt fährt man langfristig besser: ökonomisch, ökologisch, politisch, sozial. Trotzdem geht die Entwicklung in die umgekehrte Richtung. Seit Beginn der globalen Moderne zeigt sich in ganz verschiedenen Teilen der Welt der gleiche Trend zur Monokultur, und dieser Trend wurde nach 1945 zu einem schier unwiderstehlichen Sog.

Im ständigen Krisenmodus

Die Frage nach den Ursachen führt zu einem neuen Blick auf Hunger und Überfluss in der heutigen Welt. Die moderne Ernährungswirtschaft arbeitet im ständigen Krisenmodus, und viele dieser Krisen entziehen sich einer wirklichen Lösung. Meist läuft es darauf hinaus, sich irgendwie durchzumogeln – nicht selten zu einem Preis, den vor allem der Rest der Gesellschaft und zukünftige Generationen zahlen. Im Mittelpunkt des Projekts steht jedoch nicht die Kritik der Folgen, sondern die Frage nach den Innenwelten der Monokultur: Was macht es mit Menschen und Institutionen, Experten und Regierungen, wenn sie nolens volens zu Akteuren in einem globalen Improvisationstheater werden? Wenn man Monokulturen als Produkte einer komplizierten Geschichte betrachtet, kommt man zu einem tieferen Verständnis der Probleme, die in den aktuellen Debatten über Landwirtschaft und biologische Vielfalt verhandelt werden.

Der Grant ist mit mehr als zwei Millionen Euro dotiert und hat 2021 begonnen. Seit Juni 2023 ist das Projekt an der Ruhr-Universität angesiedelt.

Preisträger Prof. Dr. Frank Uekötter

Frank Uekötter leitet seit 2023 den Lehrstuhl für Technik- und Umweltgeschichte an der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität.

Preisträger

Bildliche beispielhafte Darstellung eines Dokuments.
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