Prof. Dr. Hans Alves ist Professor für Soziale Kognition an der Ruhr-Universität Bochum.
ERC Starting Grant 2021
Bei Fremden fallen uns die negativen Eigenschaften eher ins Auge als die positiven. Auch ohne dass wir dabei eine böse Absicht verfolgen. Hans Alves untersucht diese Effekte in seinem Projekt CEC.
Wenn wir fremde Menschen kennenlernen, suchen wir zunächst nach Eigenschaften, die sie von uns unterscheiden. „Der Grund dafür liegt in basalen Lernprozessen“, erklärt Prof. Dr Hans Alves. „Wenn wir in den auf uns einströmenden Informationen eine neue Kategorie definieren wollen, müssen wir sie über Unterschiede von Bekanntem abgrenzen.“ Die Unterscheide zwischen Menschen oder Gruppen sind aber häufig negativ, denn das Negative ist vielfältiger als das Positive und eignet sich daher besser zur Unterscheidung. So kennen wir zum Beispiel mehr Begriffe für negative Eigenschaften als für Positive und das Universum negativer Verhaltensweisen ist unendlich divers. Häufig sind es die positiven Eigenschaften, die wir mit Fremden gemeinsam haben, in den negativen liegen die Unterschiede. „Dass wir vor allem das Negative sehen, ist also nicht immer unsere Absicht und dient nicht nur dazu, uns selbst besser zu fühlen“, erklärt er seine Theorie.
In seinem ERC Grant "The Cognitive-Ecological Challenge of Diversity" will Alves genauer untersuchen, welche Eigenschaften wir bei der Konfrontation mit neuen Menschen oder Gruppen betrachten und wie wir sie bewerten. So will er ergründen, wie es zu Stereotypen und Vorurteilen kommt und warum diese so häufig negativ sind.
In einem weiteren Schritt des Projekts richtet Hans Alves sein Augenmerk auf die Rolle der Medien: Wie wird in Zeitungen und Online-Medien über Minoritäten berichtet? Welche Attribute werden genannt, welche nicht? „Bei der Berichterstattung werden zum Beispiel häufig Merkmale des Täters oder der Täterin genannt, die ihn oder sie von der Breite der Leserschaft unterscheiden – etwa durch die Nationalität. Merkmale der Majorität, wie ‚der Deutsche‘ werden eher nicht erwähnt, Minoritätenmerkmale wie ‚der Syrer‘ schon.“ Welche Folgen das für die Wahrnehmung solcher Gruppen hat, ist Gegenstand der Forschung.
Das Projekt startet 2021.
Prof. Dr. Hans Alves ist Professor für Soziale Kognition an der Ruhr-Universität Bochum.